Deutsches Handwerksblatt Magazin 04-2011

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Durchsichtige Konzepte

Architektur: Die Überdachung von Freiflachen hat mehrere Vorteile: Sie schafft zusätzliche Lager- und Ausstellungsfläche, schützt Mitarbeiter, Fahrzeuge und Geräte vor den Unbilden des Wetters. Immerhin regnet oder schneit es in Deutschland laut Wetterstatistik an rund 120 Tagen im Jahr.

Eine lange Zeit wurde die Gewerbearchitektur von Wellblech- und Bitumendächern dominiert. Solche „ undurchsichtigen" Konstruktionen haben unter anderem den Nachteil, dass sie oftmals eine ganztätige unterseitige Beleuchtung und einen entsprechenden Aufwand an Energie erfordern. So sind es nicht nur ästhetische Überlegungen, aus denen die Planer heutzutage auch bei reinen Funktionsdächern leichte und lichtdurchlässige Lösungen anstreben - unter Verwendung von Glas.

Echtglas wäre natürlich zu teuer und statisch zu aufwendig. Dank der (technologischen Entwicklung steht mit Acrylglas inzwischen eine deutlich kostengünstigere Alternative zur Verfügung.„ Weil Kunststoff elastisch ist, kann er in geringen Materialstärken verarbeitet werden. Das niedrige Gewicht eröffnet dem Planer weite Gestaltungsspielräume", so Ronald Nickeisen, Experte für Gewerbebau bei der KFA Bauplanung GmbH, Hamburg. So lassen sich mit einem Tragwerk aus Aluminium und Stahl Spannweiten von mehr als 15 Metern ohne störende Pfeiler realisieren. Das ist insbesondere bei der Überdachung von Ladezonen von Bedeutung, denn hier wird viel Platz für das Rangieren von Fahrzeugen benötigt.

Die hohe Formbarkeit der Kunststoffe ermöglicht eine Auflockerung durch Radien. „Die Zeiten, in denen verächtlich von Plastik die Rede war, sind lange vorbei", so Heinz Roelofsen, Geschäftsführer der roda GmbH in Kleve, dem in Europa führenden Spezialbetrieb für Großflächenüberdachungen. Die Beständigkeit des Materials vermeidet Verfärbungen auch bei langjähriger Freibewitterung. Dabei erreicht Acrylglas eine Lichtdurchlässigkeit, die mit der von Echtglas nahezu identisch ist. Damit entfällt nicht nur eine ganztägige Beleuchtung. Das Tageslicht hat einen Motivations- und Vertrautheitseffekt. Wenn es hell genug ist, wird die Arbeitsleistung gesteigert und die Zahl der Arbeitsunfälle reduziert. Ein Acryldach kostet rund 220 Euro pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Echtglas liegt bei rund 550 Euro.

Durch eine Integration von Photovoltaikelementen lässt sie sich sogar teilweise wieder „ einspielen". Neuartige dünnschichtige Solarmodule sind auch für extrem leichte Flachdächer geeignet, sie reduzieren die statische Belastung Konstruktion gegenüber konventionellen Photovoltaikanlagen um bis zu 70 Prozent. In das öffentliche Netz eingespeister Solarstrom aus rund 100 Quadratmetern Fotovoltaik - etwa 8.600 Kilowattstunden - wird zurzeit mit rund 3.000 Euro p.a. vergütet. Große Schnee- und Eislasten stellen das Gebäudemanagement zunehmend vor Herausforderungen. Im vergangenen Winter waren teure Einsätze von Feuerwehren und Hilfsdiensten zur Räumung von Dächern beinahe an der Tagesordnung. Auf diese witterungsbedingten Extremsituationen reagiert die roda GmbH mit dem System „ rodapro": Durch Lüftungsklappen kann Stauschnee kontrolliert und effizient nach unten - zum Beispiel direkt auf die Ladefläche eines LKW – abgeführt werden. Natürlich bedürfen Lichtdach-Konstruktionen der regelmäßigen Reinigung.

Kosten: etwa zwei Euro pro Quadratmeter. Allerdings hat Acryl aufgrund seiner extrem glatten Oberfläche einen hohen Selbstreinigungseffekt. Schließlich regnet es in Deutschland oft genug. 

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