DER MALER UND LACKIERERMEISTER 09/2010

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Licht, leicht, funktional

Einsatz von Dächern aus Acrylglas

Eine sogenannte Freiflächenüberdachung ist mehr als nur simpler Regenschutz:
Sie schafft zusätzliche Lager- und Ausstellungskapazität, erhöht den Komfort für Kunden beziehungsweise Besucher und verbessert die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter.

Dächer aus Wellblech oder Bitumenbahnen scheinen aus der Mode. Planer bevorzugen Lösungen aus Glas, die auch optische Akzente setzen. Es spielen aber keineswegs nur ästhetische Überlegungen eine Rolle. „Undurchsichtige" Großflächenüberda-chungen erfordern eine ganztägige unterseitige Beleuchtung und einen entsprechenden Aufwand an Energie. Tageslicht gibt es dagegen zum Nulltarif. Zudem hat es einen Wohlfühleffekt. Wenn es hell genug ist, wird die Arbeitsleistung gesteigert, sagen Mediziner.

Davor liegt aber erst einmal eine ordentliche Investition. Ein Quadratmeter Echtglas kostet rund 550 Euro. Es wiegt etwa 30 Kilogramm pro Quadratmeter, was eine recht aufwendige Statik erfordert. Die Realisierung von Glasdächern scheitert nicht selten am Budget und an konstruktiven Einschränkungen. Inzwischen gibt es mit Acrylglas eine funktional gleichwertige, aber kostengünstigere Alternative. Kunststoff mit der Fachbezeichnung Polymethylmethacrylat (kurz PMMA) setze sich im Gewerbebau immer mehr durch.

„Die Zeiten, in denen verächtlich v< Plastik die Rede war, sind vorbei. so Heinz Roelofsen, Geschäftsführer' der roda GmbH in Kleve, die jährlich rund 100000 Quadratmeter an gewerblichen und industriellen Freiflächen mit Dächer aus Acrylglas ausstattet. Materialeigenschaften, Verarbeitung und verschiedene Techniken der „Veredlung" sorgen für Stabilität und Langlebigkeit der Konstruktionen. Mit rund 220 Euro pro Quadr meter koste ein Acryldach nur etwa die Hälfte eines Daches aus Echtglas.

Das geringe Gewicht von Acryl eröffne dem Architekten beziehungsweise Planer zudem Gestaltungsspielräume. Ronald Nickelsen, Experte für Gewerbebau bei der KFA Bauplanung GmbH, HGodekamburg: „Die Dichte einer Echt-Glasscheibe ist 1,5 Mal höher. Weil der Kunststoff elastischer ist, kann er zudem in wesentlich geringeren Materialstärken verarbeitet werden. Ein Quadratmeter Acrylglas-Verscheibung wiegt etwa ein Fünftel einer Echtglas-Ausführung. Mit einem Tragwerk aus Aluminium und Stahl lassen sich Spannweiten von bis zu 15 Metern ohne störende Pfeiler realisieren."

Die hohe Formbarkeit des Materials ermögliche zudem eine Auflockerung durch Rundungen, Kuppeln etc. -außerdem Einfärbungen in beliebigen Tönungen mit nur geringem Mehraufwand. Es verfüge über eine hervorragende Beständigkeit gegenüber UV-Strahlungen; auch nach langjähriger Freibewitterung setze keine Vergilbung oder Versprödung ein. Dabei werde zu 92 Prozent die Lichtdurchlässigkeit von Echtglas erreicht.

Großflächige Dachkonstruktionen stellen, aus statischen Gründen und um die verbauten Materialien zu schützen, besondere Anforderungen an die Entwässerung. Die roda GmbH zum Beispiel setze für seine freitragenden Gewölbe- und Sattelkonstruktionen aus Aluminium und Acrylglas ein (patentiertes) Rinnensystem ein. Besonderheit: Das stranggepresste Aluminiumprofil ist Entwässerungsrinne und Dachträger zugleich. Die zulässige Einzelmannlast inklusive Ausrüstung beträgt 100 Kilogramm pro laufenden Meter. An dem Aluprofil lassen sich problemlos Beleuchtungskörper befestigen. Der Aufbau eines 1000 m2 großen Daches dauert rund zehn Tage. Der Anbieter übernimmt in der Regel als Komplettleistung die Erstellung der statischen Berechnung, der Fundamentpläne, der Konstruktionszeichnungen sowie die Lieferung und den Aufbau der bereits montagefertig angelieferten Teile. Kleinere Module sind zum Teil auch für eine Eigenmontage geeignet.

Natürlich bedürfen Kunststoff- wie Echtglasdächer der regelmäßigen Pflege. Aufgrund der extrem glatten Oberfläche bestehe allerdings ein hoher Selbstreinigungseffekt. Nur etwa alle zwei Jahre muss ein Reinigungsunternehmen in Aktion treten.
Weitere Informationen auch unter: www.roda.net.

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  Manfred Godek (Freiberuflicher Journalist, Monheim)