RP 29.10.2008

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Geschäfte mit Wind und Wetter

Der Kleve Unternehmer Heinz Roelofsen baut mit seiner Roda Germany GmbH europaweit Großflächenüberdachungen aus Stahl, Aluminium oder UV-stabilem Kunststoffglas. Und dies äußerst erfolgreich.

KLEVE (RP) Einem Porsche-Fan bräche sie vermutlich das Herz: die knäckebrotähnlich deformierte Motorhaube eines 911-er. Golfballgroße Hagelkörner haben tiefe Dellen im Metall hinterlassen. Das einst „gute Stück" lehnt am Schreibtisch von Heinz Roelofsen, Inhaber und Geschäftsführer der Roda Germany GmbH in Kleve.

Roelofsen baut „Großflächen-Überdachungen", die Mensch und Material vor den Unbilden des Wetters schützen, zum Beispiel über den Parkplätzen von Cash & Carry-und Verbrauchermärkten oder über Fahrzeugausstellungen. Als er mit seinem Produkt vor 24 Jahren auf den Markt kam, galt der Treibhauseffekt freilich noch als Hirngespinst. Dem Technischen Kaufmann und Betriebswirt ging es vielmehr darum, ein simples Problem effektvoll zu lösen: Auch bei Regenwetter sollten die Kunden komfortabel einkaufen können.

Wie hochwertige Glasarchitektur
Der eigentliche Clou war die Gestaltung der Dächer. Statt herkömmlichem Wellblech oder Bitumenbahnen verwendete Roelofsen den Kunststoff Acryl. Dieser lässt Konstruktionen wie hochwertige Glasarchitektur erscheinen, ist aber nur halb so teuer und zudem äußerst robust. Die Auftraggeber waren begeistert. Bis heute entstanden rund 2,5 Millionen Quadratmeter Dachfläche in den patentierten „Rodalux" oder „Skylook"-Systemen und sorgten für ein kontinuierliches Wachstum. Beinahe wäre das Geld in andere Taschen geflossen. Roelofsen hatte seine Idee einschließlich Marktanalysen zunächst seinem damaligen Arbeitgeber vorgestellt. Dieser jedoch winkte ab. Roelofsen „winkte" sozusagen zurück - er machte sich 1984 selbständig. „Informieren, analysieren und konsequent Umsetzen" - das waren, so Roelofsen, die Erfolgsfaktoren von Anfang an. Und die frühzeitige Erkenntnis, dass es klug ist, Erfolg und Risiken mit anderen zu teilen. Roda baute frühzeitig ein leistungsfähiges Zuliefernetz auf. Das hält die Firma schlank und flexibel - und die Kapitalbindung niedrig. Umso mehr kann in Expansionen investiert werden. Tochtergesellschaften unter anderem in Polen und Rumänien sollen vom Wachstum des Handels in Osteuropa profitieren.

Nun trägt der Klimawandel zum Geschäftsklima bei. Unwetter treten nicht nur häufiger auf, sondern immer heftiger. Auch der Niederrhein blieb in diesem Jahr vom Hagel-Chaos nicht verschont. Die so genannten „Körner" erreichen mittlerweile die Größe von Golfbällen und verursachen regelmäßig Schäden in Millionenhöhe; Tendenz steigend, haben Versicherer errechnet. Zu den Opfern gehören vor allem Pkw-Besitzer und Unternehmen, deren wichtigstes Wirtschaftsgut Autos sind: Kfz-Händler. Bei Volkswagen in Emden wurden kürzlich sogar 30.000 nagelneue Fahrzeuge zerbeult. Die Folge sind drastisch steigende Prämien. Roelofsen: „Ein gut bedachtes Konzept spart dagegen nicht nur Ärger, sondern auch Kosten."

Zeitgenössische Künstler
Nichteingeweihte könnten das gesteppte Stück Metall im Büro des Roda-Chefs glatt mit Kunst verwechseln. Roelofsen ist eifriger Sammler. Vor drei Jahren gründete er die Internet-Galerie www.art-moritz.de , die Werke zeitgenössischer Künstler vermarktet. „Ein Unternehmer darf sich nie auf eine Sache allein konzentrieren", sagt er, was sein Engagement in der Kunst-und Kulturförderung und im Rotary Club Kreis Kleve-Schloss Moyland unterstreicht. An weiteren Geschäftsfeldern ist Roelofsen derzeit jedenfalls nicht interessiert. Laut wissenschaftlichen Prognosen muss erst in einigen Jahrzehnten mit einer regenarmen Zeit gerechnet werden.

INFO
Roda Germany GmbH
Gründung:
1984
Sitz: Flutstraße 73, Kleve
Tätigkeit: Großflächenüberdachungen aus Stahl, Aluminium und UV-stabilem Kunststoffglas
Auftraggeber: Groß- und Verbrauchermärkte, Einzelhändler, Industrie- und Gewerbebetriebe, Tankstellen sowie Kommunen und öffentliche Einrichtungen.
Mitarbeiter: 11;
Umsatz: 6,4 Millionen Euro (2007)
Internet: www.roda.net

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