Automobilwirtschaft 12/2006

Leicht und langlebig

Großflächige Überdachungen aus Glas bestimmen zunehmend die Handelsarchitektur in Deutschland. Das von den Planern bevorzugte Material ist Acrylglas.

Kunststoff - früher verächtlich „Plastik" genannt - hat nach heutigem Standard entscheidende Vorteile gegenüber Echtglas. Der Werkstoff Acryl erreicht mit 92 Prozent eine identische Lichtdurchlässigkeit. Doch bei weitem nicht nur aus diesem Grund findet er die Sympathie der Planer. Das geringe Gewicht ermöglicht fast „schwebend" wirkende Konstruktionen. Weit gespannte Dächer - großzügig und lichtoffen - sind heute ein Muss in der Handelsarchitektur.

Die Dichte einer „Echt"-Glasscheibe ist 1,5-mal höher. Zudem ist Kunststoff elastischer als Glas; er kann in wesentlich geringeren Materialstärken verarbeitet werden. Ein Quadratmeter Echtglas-Verscheibung hat das fünffache Gewicht einer Kunststoff -Konstruktion, die aufgrund dieses Vorteils auf ebenfalls leichten und damit Spannweiten Aluminium-Tragwerken montiert werden kann. Die hohe Formbarkeit des Materials ermöglicht eine Auflockerung durch Rundungen, Kuppeln etc. - außerdem Einfär-bungen in beliebigen Tönungen mit nur geringen Mehrkosten.

„Auch unter dem Aspekt der Folgekosten ist Acryl das bewährteste Material", so Heinz Roelofsen, Geschäftsführer der Roda Germany GmbH. Das Unternehmen aus Kleve überdacht pro Jahr rund 100.000 m2 an Business-Arealen - unter anderem Supermarkt-Parkplätze, Fußgängerzonen und Tankstellen. Der Kunststoff verfügt über eine hervorragende Beständigkeit gegen UV-Strahlungen. Auch nach langjähriger Freibewitterung tritt keine Versprödung oder Vergilbung ein. Zusätzliche Komponenten absorbieren UV-Licht; dadurch werden lichtempfindliche Produkte -natürlich auch menschliche Haut - geschützt.

Die inzwischen in insgesamt über zwei Millionen Quadratmetern verbauten „roda"-Profilsysteme erlauben Spannweiten von bis zu 15 Metern ohne störende Pfeiler. Aluminium lässt sich besonders gut - und langlebig - lackieren; der Instandhaltungsaufwand ist entsprechend geringer. Dem „natürlichen Feind eines Daches", dem Regenwasser, begegnet „roda" mit einem patentierten Alu-Rinnensystem.

Trotzdem bedürfen Kunststoff- wie Echtglasdächer der regelmäßigen Pflege. Sie müssen etwa alle zwei Jahre durch ein Gebäudereinigungsunternehmen gesäubert werden. Kosten pro Quadratmeter: zwei Euro. Um diese Betriebskosten zu decken, will Roelofsen künftig in einen Teil des Daches Fotovoltaikelemente integrieren. Bei einer möglichen Sonnenenergieausnutzung von 60 Prozent zur Stromgewinnung würden die Kosten für Investition und Pflege fast vollständig kompensiert.

Ein Quadratmeter Acryldach kostet rund 250 Euro, Dächer aus Echtglas dagegen 550 Euro. So dürfte vielen Investoren in der Automobilwirtschaft, insbesondere den kostengeplagten Autohäusern und Kfz-Betrieben, die Entscheidung zwischen beiden Varianten nicht schwer fallen.