Tankstelle 08/2003 / Technik

Glasdächer entstehen heute bevorzugt aus Acryl

LEICHT UND LANGLEBIG

Überdachungen aus Glas ersetzen das Trapezdach der 50er Jahre. Sie sind das optische Highlight des modernen Shopping- und Dienstleistungszentrums Tankstelle. Das von den Planern bevorzugte Material ist Acryl.

Kunststoff - früher verächtlich "Plastik" genannt - hat nach heutigem Standard entscheidende Vorteile gegenüber Echtglas. Der Werkstoff Acryl erreicht mit 92 Prozent eine identische Lichtdurchlässigkeit. Doch bei weitem nicht nur aus diesem Grund findet er die Sympathie der Planer. Das geringe Gewicht ermöglicht fast schwebend wirkende Konstruktionen. Die Dichte einer Echt-Glasscheibe ist eineinhalbmal höher. Zudem ist Kunststoff elastischer als Glas; er kann in wesentlich geringeren Materialstärken verarbeitet werden. Ein Quadratmeter Echtglas-Verscheibung hat das fünffache Gewicht einer Kunststoff-Konstruktion, die aufgrund dieses Vorteils auf ebenfalls leichten und damit spannweiten Aluminium-Tragwerken montiert werden kann.

Die hohe Formbarkeit des Materials ermöglicht eine Auflockerung durch Rundungen, Kuppeln etc. - außerdem Einfärbungen in beliebigen Tönungen - mit nur geringen Mehrkosten.

"Auch unter dem Aspekt der Folgekosten ist Acryl das bewährteste Material", so Heinz Roelofsen, Geschäftsführer der Roda Germany GmbH. Das Unternehmen aus Kleve überdacht pro Jahr rund 100 000 Quadratmeter an Business-Arealen - unter anderem Supermarkt-Parkplätze, Fußgängerzonen und Tankstellen. Der Kunststoff verfügt über eine hervorragende Beständigkeit gegen UV-Strahlungen. Auch nach langjähriger Freibewitterung tritt keine Versprödung oder Vergilbung ein. Zusätzliche Komponenten absorbieren UV-Licht; dadurch werden lichtempfindliche Produkte - natürlich auch menschliche Haut - geschützt.

Die inzwischen in insgesamt über zwei Millionen Quadratmetern verbauten "Roda"-Profilsysteme erlauben Spannweiten von bis zu 15 Metern ohne störende Pfeiler. Aluminium Iäßt sich besonders gut - und langlebig - lackieren; der Instandhaltungsaufwand ist entsprechend geringer. Dem "natürlichen Feind eines Daches", dem Regenwasser, begegnet Roda mit einem patentierten Alu-Rinnensystem.

Ein Quadratmeter Acryldach kostet rund 250 Euro, Dächer aus Echtglas dagegen 550 Euro, weswegen die Entscheidung zwischen beiden Varianten nicht schwerfällt.

Natürlich bedürfen Kunststoff- wie Echtglasdächer der regelmäßigen Pflege. Sie müssen etwa alle zwei Jahre durch ein Gebäudereinigungsunternehmen gesäubert werden. Kosten pro Quadratmeter: zwei Euro. Um diese Kosten zu decken, will Roelofsen künftig in einen Teil des Daches FotovoltaikElemente integrieren. Mit der dadurch gewonnenen Energie kann zum Beispiel die nächtliche Beleuchtung betrieben werden.

pm